Gesundheits-Kolumne: So gesund und fit macht das Meer
Man hört das Rauschen der Wellen, spürt den Wind in den Haaren, die erfrischende Gischt auf der Haut und den – je nach Jahreszeit – kühlen oder warmen Sand zwischen den Zehen.
Unterschiedliches Reizklima
Wer schon einmal seinen Urlaub am Meer verbracht hat, weiß, wie gut das tut. Und dafür muss man nicht ins Ausland fahren oder fliegen: „An Nord- und Ostsee herrscht ein Seeklima, das durch die verschiedenen Küsten und das unterschiedliche Reizklima besonders gesundheitsbringend ist“, sagt Dr. Lutz Koch, Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin sowie Arzt für Naturheilkunde aus Graal-Müritz. „Der höhere Salzgehalt des Meerwassers der Nordsee spielt insbesondere für Atemwegserkrankungen eine Rolle. Da die Wirkung auf die Schleimhäute intensiver ist, fühlen sich Patienten mit chronischer Bronchitis oder Asthma dort wohler.“ Dagegen wirke die Ostsee mit ihrem milderen Klima eher sanfter auf das Herz-Kreislauf-System. Das kommt vor allem Menschen mit Bluthochdruck (Hypertonie) zugute.
Wohltat für die Seele
Auch die Seele profitiert vom Aufenthalt am Meer. Viele Urlauber verbinden Baden und Sonne mit Entspannung. Allerdings wirken ein zu langer Aufenthalt in der Sonne und die Hektik des Strandlebens nicht so entspannend wie ein Spaziergang am Naturstrand. Dr. Koch: „Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass die Weite des Horizonts einen besonders ausgeprägten Einfluss auf die Psyche und Seele ausübt.“ Auch die beruhigende Wirkung des dahinplätschernden Wassers gilt als Psychotherapeutikum. Die positiven Effekte sind bei jedem Wetter gegeben – also auch dann, wenn es bewölkt oder regnerisch ist. Um einen positiven Langzeiteffekt auf Körper und Seele zu erzielen, rät der Mediziner zu einem Aufenthalt von mindestens 14 Tagen. Grund: Am zehnten Tag treten oft typische Kur-Reaktionen wie Müdigkeit oder Herzklopfen auf. Erst danach setzt ein deutlicher Entspannungseffekt ein. Doch auch ein Wochenende am Meere ist günstig zum „Auftanken“.
Hier die wichtigsten Naturelemente am Meer und wie unsere Gesundheit davon profitiert:
Luft: An der Küste ist die Luft besonders sauber und allergenarm. Zudem ist die Luft mit Salzen aus dem Meerwasser angereichert. Die winzigen salzhaltigen Meerwassertröpfchen gelangen als Aerosol beim Einatmen über die Atemwege bis in die kleinsten Lungenbläschen, verbessern dort die Durchblutung, stärken das Immunsystem und lindern Entzündungen, Schwellungen und Reizzustände. Das kommt vor allem Allergikern und Menschen mit Atemwegserkrankungen wie Asthma, Bronchitis oder Sinusitis zugute. Die größte Aerosol-Konzentration ist in der Brandungszone – also direkt dort, wo das Wasser ausläuft – bis 20 Meter auf den Strand. „Bronchitis-Kranke sollten daher nicht an der Strandpromenade spazieren gehen, sondern direkt am Strand“, rät Dr. Koch.
Wasser: Hier wirken gleich zwei Faktoren auf das Herz-Kreislauf-System: Abkühlung und hydrostatischer Druck. Liegt man am Strand und es ist warm, weiten sich die Gefäße. Geht man danach ins Wasser, ziehen sich durch den Kältereiz des Wassers die Gefäße zusammen. Dadurch steigt der Blutdruck und der Kreislauf wird belastet. Dazu kommt: Da Wasser einen höheren Druck hat als Luft, wird das Blut aus den Beingefäßen gepresst, was ebenfalls den Kreislauf anregt. Ein gutes Gefäßtraining erzielt man, wenn man jeden Tag im Urlaub zwei- bis dreimal baden geht. Doch Vorsicht: Um eine Überbelastung des Kreislaufs zu vermeiden, rät der Arzt, langsam ins Wasser zu gehen und nie hineinzuspringen oder -zutauchen. „Am besten kühlt man schon beim Hineingehen den Oberkörper ab, indem man sich selbst bespritzt und erst dann langsam eintaucht.“ Davon profitieren auch Haut und Atemwege. So befinden sich in Meerwasser viele gelöste Mineralien und Spurenelemente, die durch die Haut aufgenommen werden.
Sand: Im Sand gehen ist anstrengend und ein gutes Herz-Kreislauf- und Muskeltraining. Der Puls steigt, passt sich aber an, so dass eine Überbelastung vermieden wird. Dadurch sind regelmäßige Strandspaziergänge für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen ein ideales Ausdauertraining. Auch bei Venenbeschwerden wie geschwollenen, müden Beinen sollte man im Sand laufen, da durch das Gehen auf dem weichen oder unebenen Untergrund die Venenmuskelpumpe aktiviert wird. Für einen besseren Effekt rät Dr. Koch, möglichst barfuß zu laufen. Günstig ist Wassertreten zwischendurch, um einen Durchblutungsreiz zu setzen. „Dies sollte aber nicht zu lange dauen, damit der Körper über die Beine nicht zu sehr auskühlt.“
Gesunde Produkte aus dem Meer:
Inhalations-Meersalz: Inhalationen mit Meersalzwasser sind bei Atemwegs-erkrankungen gut wirksam. Regelmäßige Nasenspülungen helfen gegen eine laufende oder verstopfte Nase und können die benötigte Menge an Medikamenten sowie die Häufigkeit erneuter Erkältungen verringern, so eine Studie an der pädiatrischen Hals-Nasen-Ohren-Klinik Prag. Meersalz gibt es abgepackt in Apotheken. Praktisch für unterwegs sind fertige Meerwasser-Nasensprays.
Badezusätze mit Meersalz: Regelmäßige Salzbäder haben sich bei Akne, Neurodermitis, Schuppenflechte sowie bei Bluthochdruck, rheumatischen Muskelerkrankungen, Rücken- und Gelenkbeschwerden bewährt. So geht’s: Zunächst medizinisches Badesalz (in Apotheken) in heißem Wasser auflösen und anschließend mit Wasser vermischen, bis eine Badetemperatur von 37 bis 38 Grad Celsius erreicht ist und 20 bis 30 Minuten baden. Wichtig: Salzwasser nicht abduschen, sondern nur abstreifen, damit die darin enthaltenen Bestandteile auf der Haut noch nachwirken können.
Meeresschlick: Als Heilmittel gegen rheumatische Erkrankungen und Nervenentzündungen wird Meeresschlick auf 45 bis 50 Grad Celsius erwärmt und direkt auf den Körper aufgetragen. Meeresschlick regt den Stoffwechsel und die Durchblutung an und entschlackt. Für kosmetische Zwecke werden die wertvollen Wirkstoffe isoliert und als Meeresschlick-Extrakte eingesetzt, zum Beispiel in Masken, Cremes und Körperlotionen.
Algen: Algen gelten als Vitalstoffbomben in der Ernährung. Kein Wunder: Die Meerespflanzen sind reich an Mineralien und Spurenelementen wie Folsäure, Eisen, Mangan und Magnesium sowie Eiweiß. Wegen des hohen Jodgehalts sollten Algen jedoch nicht unkontrolliert verzehrt werden. Kosmetik mit Algenextrakten ist daher besonders hilfreich bei empfindlicher, trockener Haut sowie bei der Vorbeugung von Alterserscheinungen. Die Pflegeprodukte gibt es als fertige Badezusätze, Packungen oder Trinkampullen.
Grünlippmuschel-Extrakt: Die regelmäßige Einnahme von Grünlippmuschel-Extrakt kann Schmerzen und Steifheit infolge einer Knie-Arthrose spürbar lindern, so eine australische Studie an der Universität von Queensland. Einen Versuch wert ist die Einnahme auch bei Asthma.