Nasensprays sicher anwenden
Bei Erkältung oder Heuschnupfen gilt: Abschwellende Nasensprays nicht länger als eine Woche anwenden. Tipps zur Entwöhnung
Mehr als 100.000 Anhängige
Bei Schnupfen und verstopfter Nase sorgen abschwellende Nasensprays und -tropfen rasch für Linderung. Sie erleichtern das Durchatmen und befreien vom lästigen Schleimfluss. Doch auf Dauer kann der Griff zum Fläschen regelrecht abhängig machen. Und das kommt alles andere als selten vor: Der Pharmakologe Prof. Dr. Gerd Glaeske von der Universität Bremen schätzt, dass hierzulande mindestens 100.000 Patienten süchtig nach Nasensprays sind. Die Dunkelziffer dürfte nach Ansicht des Arzneimittel-Experten noch weit höher liegen.
Problematischer Gewöhnungseffekt
Wichtig zu wissen: Bei kurzfristiger Anwendung braucht man keine Nebenwirkungen zu befürchten. Bei längerem Gebrauch kann jedoch ein Gewöhnungseffekt eintreten: Wirkstoffe wie Xylometazolin verengen die Gefäße und führen so zu einem Abschwellen der Nasenschleimhaut. Lässt die Wirkung nach, schwillt die Nasenschleimhaut anschließend umso mehr an. „Die Nase verlernt ihre Regulationsfähigkeit und schwillt nicht mehr von alleine ab. Betroffene sind dann auf immer neue Nasensprayzufuhr angewiesen, um Luft zu bekommen“, beschreibt Hals-Nasen-Ohren-Arzt Dr. Uso Walter, Vorsitzender des HNOnet NRW, die Folgen. Zudem können sie auf Dauer die Nasenschleimhäute austrocknen und im schlimmsten Fall eine sogenannte Stinknase verursachen. Hierbei kommt es durch starke Schädigung der Nasenschleimhaut und Keimbesiedlung zu braunen Verkrustungen und eitrigen Entzündungen mit üblem Geruch.
Maximal eine Woche anwenden
Bei der Anwendung von abschwellenden Nasensprays gilt daher: nicht zu lange und nicht zu häufig benutzen. Nasensprays mit Meer- oder Salzwasser, die die Schleimhaut nur befeuchten, dürfen mehrmals täglich zum Einsatz kommen, solche mit abschwellender Wirkung nur alle acht Stunden. Die Bundesapothekerkammer (ADBA) empfiehlt, abschwellende Nasensprays gegen eine verstopfte Nase maximal eine Woche lang anzuwenden. Dagegen kann Fließschnupfen infolge von Heuschnupfen mit antiallergisch wirksamen Nasensprays auch über längere Zeit behandelt werden. Da nicht immer eindeutig ist, ob es sich bei den Beschwerden um eine Erkältung oder eine Allergie handelt, sollte man sich im Zweifelsfall an einen Arzt wenden und/oder in der Apotheke beraten lassen.
Schrittweiser Entzug
Eine Nasenspray-Entwöhnung ist nicht immer einfach, aber möglich. HNO-Arzt Dr. Walter rät zu folgenden Maßnahmen:
- Kaufen Sie sich ein Nasenspray, bei dem Sie den Deckel abschrauben können und füllen Sie ihr bisheriges, abschwellendes Nasenspray um.
- Kaufen Sie sich ein antiallergisches Nasenspray.
- Nehmen sie morgens und abends das antiallergische Nasenspray, und ihr bisheriges abschwellendes Nasenspray so wie bisher nach Bedarf.
- Sobald das abschwellende Nasenspray halb leer ist, füllen Sie es mit Salzwasser auf. Dazu mischen Sie vorher einen Liter Wasser aus dem Wasserhahn mit einem Esslöffel Kochsalz aus der Küche.
- Immer wenn das abschwellende Nasenspray wieder halb leer ist wiederholen Sie Schritt 4.
- Wenn das antiallergische Nasenspray leer ist, lassen Sie es weg.
- Nach etwa 3 Wochen nehmen Sie durch die Verdünnung nur noch Salzwasser-Nasenspray und haben den Entzug geschafft.